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  «in tabloid heaven»
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Paparazzi-Aufnahmen von der Oscar®-Verleihung
Pressetexte zur Ausstellung «dabei sein» im Kunstmuseum Thun

1996 erhielt Tiziana De Silvestro (*1956) den Werkbeitrag des Kantons Bern. Damals versuchte sie, wie ein Paparazzo zu fotogratieren mit dem Ziel, ihre Trophäen als Installation in einem Jagdmuseum zu präsentieren. Nach dem Unfall von Diana änderte sie ihr Projekt. Tiziana De Silvestro sarnmelte Material für eine eigene Boulevardzeitung. "Dabei sein" ist oberstes Gebot. Die Fotokünstlerin übernimmt die Rolle einer Pressefotografin und versucht, sich selbst ein Bild von dieser Welt zu machen. Sie reiste nach London, Berlin und Hollywood, wo sie beispielsweise die Oscar-Verleihung durch die Linse mitverfolgte. Als «Ausbeute» dieser Prominenten-Jagd finden sich unter anderem Fotos von Kim Basinger, Sigourney Weaver, Minnie Driver, Wynona Ryder, Muhammed Ali oder Princess Sheba! Die Qualität der einzelnen Bilder spielt dabei eine untergeordnete Rolle - sie sind nur Mittel zum Zweck.

Aus diesem umfangreichen Bildmaterial konzipierte die Künstlerin schliesslich eine eigene Boulevard-Zeitung. Mit Bildern und Schlagzeilen verführt sie das Publikum in eine Welt, die sich stets in einem Grenzbereich zwischen Fiktion und Wirklichkeit bewegt. Sie setzt die Fotografie nicht nur als künstlerisches Medium ein, sondern untersucht und hinterfragt dabei auch ihre Funktion im Bereich des Boulevard-Jounalismus. Die Leserschaft wird mitgenommen in diese Traumwelt, nimmt durch das Massenmedium Anteil am Leben der Schönen und Reichen und erhofft sich - ganz unverbindlich - ein Bisschen vom Glamour und Glitzerstaub mitnehmen zu können. Ist unser Leben so langweilig, dass wir uns mit einem Surrogat aus der Boulevard-Presse abfinden müssen? Die Künstlerin zeigt uns, wo sie dabei war, bleibt selber jedoch anonym. Tiziana De Silvestro nimmt uns mit in diese Scheinwelt, der sich schliesslich niemand ganz entziehen kann.

Kunstmuseum Thun, Pressetext

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Die Jagd nach dem ganz besonderen Augenblick, das Festhalten von Sensationen wird von der Fotografinnengilde spätestens seit Prinzessin Dianas Tod nicht mehr unkritisch praktiziert, zumindest nicht von allen. So hat auch die Fotografin Tiziana De Silvestro damals ihre Paparazzi-Taktik geändert.

Früher wollte sie ihre so erbeuteten Bilder in einem Jagdtrophäenmuseum als Installation präsentieren. Heute hinterfragt sie die Bedeutung der schnellen Bilder aus der Welt der Berühmten und Schönen - durchaus auch mit gesellschaftskritischem Anspruch - mit Aufnahmen für eine von ihr geplante Boulevardzeitung. Dabei wird das oberste Reportagegebot «Dabei sein ist alles» blossgelegt und zum Nachdenken freigegeben.

Das Kunstmuseum Thun unter seiner neuen Direktorin Madeleine Schuppli hat im kleinen Saal eine Ausstellungsreihe «enter» für MuseumsNewcomerlnnen geschaffen, welche das frühere «next stop» ablöst. An der Vernissage wird in diesem Raum auch eine prominent besetzte Fachrunde über «Fotografie zwischen Kunst und Boulevard» diskutieren. - Tiziana De Silvestro erhielt 1996 den Werkbeitrag für Fotografie des Kantons Bern.

law / WOZ Die Wochenzeitung Nr.35, 31.08.2000
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